Im Jahr 2025 wurden im Freiwilligenzentrum Fürth im Rahmen der von Frau Glöckner gegründeten Schreibwerkstatt zwei neue Bücher veröffentlicht:
- „Schritt für Schritt“, ein Sammelband mit aktuellen Geschichten aus dem Kreis der Schreibwerkstatt
- „Wem die Muse spricht“, ein eigener Band für den langjährigen Teilnehmer Bashar Al H.
Beide Veröffentlichungen bilden wichtige Meilensteine in der Weiterentwicklung des Projekts und zeigen eindrucksvoll, wie Menschen durch erzählendes Schreiben sprachlich und persönlich wachsen.
1. Hintergrund der Schreibwerkstatt
Die Schreibwerkstatt entstand aus einem spontanen Bedürfnis heraus: Frau Glöckner begann in der Geflüchtetenunterkunft Karolinenstraße mit Deutschunterricht für Frauen, die keinen Zugang zu offiziellen Kursen hatten, weil sie kleine Kinder betreuten. Der Gruppenraum der Unterkunft bot die Möglichkeit, dass Kinder gleichzeitig im selben Raum spielen konnten.
Aus den ersten Sprachübungen entwickelte sich die Idee, eigene Geschichten zu schreiben – als Weg, sich mündlich und schriftlich selbstständig auf Deutsch auszudrücken. Bald schrieben nicht nur Frauen, sondern auch Männer und Kinder. Über die Jahre entstand so ein wachsendes literarisches Archiv persönlicher Erlebnisse von Migration, Flucht, Neubeginn und Alltagsleben in Fürth.
2. Die Veröffentlichungen 2025
2.1 „Schritt für Schritt“ – Ein neuer Sammelband
Der 2025 erschienene Sammelband „Schritt für Schritt“ vereint die Texte von 37 Autor*innen aus 12 verschiedenen Ländern. Die Geschichten zeigen eindrucksvoll, wie Migrantinnen und Migranten in Fürth ein neues Leben aufbauen.
Der Band thematisiert:
- Fluchtwege
- Ankunft und Orientierung in Deutschland
- Sprachbarrieren und Lernwege
- Hoffnung, Angst und Mut
- Bedeutung von Begegnung und Gemeinschaft
- Unterstützung durch Initiativen wie Sprachcafés, Willkommenscafés oder Sprachpatenschaften
Mehrere Beispiele aus dem Buch verdeutlichen die Vielfalt der Perspektiven:
- Anagha beschreibt ihre erste Begegnung mit Schnee in Deutschland – ein lang gehegter Traum, der zugleich wunderschön und eiskalt war.
- Bishr berichtet von seiner elfjährigen Reise seit seiner Flucht aus Syrien und seinem tiefen Wunsch, seine Mutter wiederzusehen.
- Maisaa aus Syrien erzählt von ihrer Flucht mit fünf Kindern und ihrem Neuanfang im Sprachcafé des Mütterzentrums.
- Berivan, in Deutschland geboren, unterstützt dort ehrenamtlich andere Frauen beim Deutschlernen und dabei, Selbstvertrauen zu gewinnen.
Die Geschichten sind geprägt von Aufbruch, Trauer, Hoffnung – und vom Mut, „Schritt für Schritt“ weiterzugehen.
2.2 „Wem die Muse spricht“ – Ein Buch für Bashar Al H.
Dem langjährigen Teilnehmer Bashar Al H. wurde erstmals ein eigenes Buch gewidmet.
In „Wem die Muse spricht“ finden sich:
- eine Sammlung seiner früheren Texte aus den vergangenen Sammelbänden
- neue Geschichten und poetische Texte
Bashars Erzählungen reichen von humorvoll und alltagsnah bis hin zu philosophisch und tiefsinnig. Er schreibt über seine Flucht aus Syrien, seine ersten Tage in den Unterkünften in Fürth und seine Integration – u.a. durch sein ehrenamtliches Engagement im Seniorenheim.
Seine Worte zeigen große Dankbarkeit:
- „Ich habe hier richtiges Leben gefunden.“
- „Humanität ist hier in Deutschland. Ich fühle es. Es ist ein Fakt.“
Gleichzeitig reflektiert er Glauben, Vergänglichkeit und Hoffnung:
- „Egal, wie lang der Tunnel ist – irgendwann wird es einen Lichtblick geben.“
Seine Texte sind poetische Gleichnisse über Menschlichkeit, Leben und Zuversicht – und eine liebevolle Hommage an die Stadt Fürth, die für ihn „ein Stück von mir“ geworden ist.
3. Lesung und Buchpräsentation am 10. November 2025
Am 10. November 2025 fand in der Innenstadtbibliothek eine feierliche Lesung und Präsentation der neuen Bände statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Freiwilligen-Zentrum.
Neun Autorinnen und Autoren lasen ihre Texte vor.
Im Anschluss hatten Besucherinnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Autorinnen ins Gespräch zu kommen.
Die Veranstaltung bot einen geschützten Raum für kulturellen Austausch, gegenseitige Wertschätzung und persönliche Begegnungen.
4. Öffentlichkeitsarbeit 2025
Neben den Neuveröffentlichungen wurde auch das Buch „Zukunft“ (erschienen 2024) im Laufe des Jahres 2025 an verschiedenen Orten vorgestellt, unter anderem:
- beim Projekt „StadtLesen!“
- bei „Fürth feiert Vielfalt“
- in mehreren Gemeindezentren
Damit wurde die Reichweite der Schreibwerkstatt weiter ausgebaut und neue Zielgruppen konnten erreicht werden.
5. Fazit
Das Jahr 2025 war ein besonders erfolgreiches Jahr für die Schreibwerkstatt von Frau Glöckner.
Mit zwei neuen Buchveröffentlichungen, einer gut besuchten Lesung und zahlreichen öffentlichen Präsentationen setzte das Projekt ein starkes Zeichen für:
- Sprachförderung
- interkulturellen Austausch
- Empowerment von Migrantinnen und Migranten
- kulturelle Teilhabe
Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie kreative Ausdrucksformen Menschen stärken, miteinander verbinden und gesellschaftliche Integration fördern.











