Projekte 2018

Streetsoccer-Cup „Doppelpass zwischen Vielfalt und Gemeinschaft“

   Flyer Streetsoccer-Cup 2018

Nach dem Motto „Teilnehmer werden zu Mitarbeitern“ konnte das Organisationsteam um fünf Jugendliche unterschiedlicher Herkunft aus unserem wöchentlichen Fußballtreff erweitert werden. Sie waren in die Teamtreffen zur Planung und Vorbereitung eingebunden und stammten aus dem ehemaligen „House Welcome“. Durch Werbung in weiteren Flüchtlingseinrichtungen, Jugendhäusern und an Schulen im Stadtgebiet, nahmen insg. 11 jugendliche Mannschaften teil, d.h. 66 TeilnehmerInnen am Streetsoccer-Cup teil.

Das Event startete um 10 Uhr mit einer Eröffnungszeremonie, in welcher die Bedeutung der Gemeinschaft trotz Verschiedenheit verdeutlicht und den Wert der Selbstverpflichtungserklärung gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus unterstrichen wurde. Um 13 Uhr fand der sog. „Promi-Cup“ statt. Neben den Schiedsrichtern bewerteten Fairnessrichter das Spielverhalten. Weitere ehrenamtliche Mitarbeiter sorgten für den erfolgreichen Ablauf des Turniers von der Anmeldung bis zur Küche. Innerhalb verschiedener Spielangebote parallel zum Cup waren Momente der Begegnung und des Austauschs möglich. Gegen 17 Uhr endete der Streetsoccer-Cup mit einer Siegerehrung für alle Mannschaften.


Interkultureller Breakdance Event

Am 31.03.2018 fand zum dritten Mal der mittlerweile auch international bekannte Breakdance-Wettbeweb The Art of Breakin‘ in der Fürther Elan-Halle Statt. Die fast 60 TeilnehmerInnen starteten in den Altersklassen ‚Jugend‘ und ‚Erwachsene‘. Die B-Boys und B-Girls traten in Zweier-Battles gegeneinander ein und ermittelten so den Sieger, der durch die drei Jury-Mitglieder per Handzeichen festgelegt wurde. Der jüngste Teilnehmer war acht Jahre alt! Die TänzerInnen zeigten auf beeindruckende Weise Ihr tänzerisches und akrobatisches Können und begeisterten auch die mitgereisten Angehörigen und Fans.

Für die tolle und für den Tanz natürlich wichtige musikalische Untermalung sorgte der in Szene bekannte DJ Ice-C.


Mein Fahrrad – meine Freiheit

Die Fahrraddemo startete am U-Bahn Ausgang Jakobinenstraße und ging über die Hornschuhpromenade und Nürnbergerstraße bis zur Fürther Stadthalle. Zu Beginn wurden die Fahrräder mit Luftballons geschmückt und Rosen an die Teilnehmerinnen verteilt. Unterwegs wurden ebenfalls Rosen verteilt.
Obwohl die Zahl der Teilnehmerinnen geringer war als erwartet war diese Veranstaltung ein Erfolg, da sehr unterschiedliche Frauen (Altersstruktur, Nationalität) an dieser Fahrraddemo teilgenommen haben. Am Ziel der Veranstaltung fand ein sehr intensiver Austausch untereinander zu frauenspezifischen Themen statt. Die Frauen wären sehr froh, wenn diese Veranstaltung wiederholt werden könnte.

 

Die Zielgruppe wurde über Flyer, Plakate in einschlägigen Einrichtungen, Facebook, Whats up und per Mail-Verteiler über diese Veranstaltung informiert. Die Kooperationspartner unterstützen die Veranstaltung in Form von Werbung und Beratung bei der Durchführung.


Antiziganismus entgegentreten!

Im Jahr 2018 jährten sich die Märzdeportationen der deutschen Sinti und Roma nach Auschwitz zum 75. Mal. Auch in Fürth wurden im März 1943 Sinti und Roma verhaftet und kurze Zeit später in das Vernichtungslager verschleppt. Leider ist das Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma iin Fürth kaum ein Thema. Mit dem Projekt wollten wir dem Gedenken an den Völkermord einen Raum geben. Zusätzlich haben wir einen Workshop mit dem Titel „Antiziganismus entgegentreten“ veranstaltet, der geeignet ist, dem aktuellen Antiziganismus etwas entgegenzusetzen. Schließlich wollten wir durch die Veranstaltungen auch ein vorurteilfreies Wissen über Sinti und Roma weitergeben.

Die Jugendinitiative des bayerischen Landesverband der Deutschen Sinti und Roma hat neben dem Workshop auch noch eine Filmveranstaltung mit Impulsreferat und ein Zeitzeugengespräch in Fürth durchgeführt. Hauptzielgruppe für diese Veranstaltungen sind Multiplikatoren und Jugendliche. Die Zielgruppe wurde insbesondere über den Kooperationspartner, den Flyer und die mediale Berichterstattung in den lokalen Printmedien erreicht. Obwohl weniger Teilnehmende als erwartet kamen, waren es vor allem Jugendliche, die sich für die Veranstaltungen interessiert haben.


Tag des sprechenden Denkmals

Am 12.04.2018 fand ‚An den drei Birken‘ an der Uferpromade in Fürth eine Gedenkveranstaltung für Schulklassen zum Gedenken an Dr. Rudolf Benario und Erst Goldmann statt. Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus hatte SchauspielerInnen des Fürther Stadttheaters eingeladen, die unter der Leitung von Regisseur und Theaterpädagoge Johannes Beissel ein szenisches Spiel aufführten. Die vier Schauspieler/innen Sunna Heutiger, Boris Keil, Tristan Fabian und Jördis Trauer zeichneten in eindrucksvoller Weise das Schicksal der beiden Fürther Juden und Kommunisten nach, die am 12.04.1933 im Konzentrationslager Dachau umgebracht wurden. Als Veranstaltungsort wurde der Platz gewählt, an dem die Benario und Goldmann 1930 als Mitglieder des hiesigen Ruder- und Kanuvereins vier Birken pflanzten. Diese Gedenktafel und auch die Birken wurden in der Vergangenheit immer wieder durch Neonazis beschädigt.
Insgesamt fünf Schulklassen besuchten die kurze, aber sehr eindringliche und berührende Aufführung der Schauspieler/innen.


Tanzen ist interkulturell

Der multikulturelle und multinationale Tanzevent fand am Samstag, den 14.07.2018 der interkulturelle Tanzwettbewerb mit knapp 600 als Tänzer und Tänzerinnen teilnehmenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen statt. Bei keiner anderen Sportart finden sich so viele verschiedenen Nationalitäten zusammen. Selbst die einzelnen Crews waren multinational. Gemeinsames Interesse und Handeln standen im Vordergrund und ermöglichten es den Aktiven und den im Tagesverlauf anwesenden 1200 Besucher und Besucherinnen sich über kulturelle und geografische Grenzen hin zu verbinden.


Anders herum tafeln – mittendrin

Im Zuge des Projektes „anders herum handeln“ im Jahr 2016 ergab sich das Teilprojekt „Anders herum tafeln mittendrin“, das jährlich, also auch 2018, zum 3. Mal fortgesetzt wurde. In der Fußgängerzone in Fürth, Schwabacher Straße, wurden Tische und Bänke aufgestellt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollten Essen für sich und für eine weitere Person mitbringen. Jeder, der vorbei kommt, war eingeladen, sich dazu zu setzen und an der Tafel teilzunehmen. Im letzten wie auch im vorletzten Jahr kamen durch Berichte in der Zeitung und verschiedene Verteiler ca. 30 Menschen, die Essen mitbrachten. Mindestens eben so viele kamen zufällig vorbei und wurden eingeladen. Verschiedenste Bevölkerungsgruppen waren dabei, z.B. Jugendliche und Menschen unterschiedlicher Nationen, Anwohner der Straße, Familien mit Kindern, Touristen. Die Organisatorinnen brachten Tische, Dekoration, Wasser und Gläser mit, kümmertn sich um Werbung und Pressearbeit und betreuen die Gäste. Außerdem wurden Blöcke und Stifte bereitgelegt um Texte zu verfassen, die in geeignetem Rahmen veröffentlicht werden. Die Veranstaltung begann am 19.08.2018 um 15.00 und ist um 21.00 zu Ende.


Interaktive Stadterkundung

Was braucht es, um eine Jugendgerechte Stadt zu sein?
Diese Frage versuchten Jugendliche im Rahmen der Zukunftswoche „Fürth im Übermorgen“ zu beantworten. Dafür erstellten sie kurze 360 Grad VR Clips in denen Forderungen und Wünsche für eine jugendgerechte Stadt thematisiert werden konnten. Das Kulturhaus Zett9  hatte deshalb ein Angebot erarbeitet bei dem Jugendliche ihre Stadt mit Hilfe von Medientools „erforschen“ und Themen, die für sie relevant sind auf interaktive und plastische Art und Weise darstellen konnten.

In der ersten Phase erarbeiteten die Jugendlichen methodisch verschiedene Fragen und Aufgaben die für sie bei dem Thema Jugendbeteiligung relevant sind z.B. „Welchen Orte würde ich gerne verändern und warum?“. In der zweiten Phase bekamen die Jugendlichen verschiedene Tools wie z.B. Smartphones, mit denen sie losziehen und die verschiedenen Aufgaben beantworten konnten. In der dritten Phase wurden die Ergebnisse vorgestellt und auf einer analogen Karte mit NFC Chips oder QR Codes verortet. So entstand eine Interaktive Karte als Darstellungsfläche.

Das Einbetten des Projektes in das Festival „Fürth im Übermorgen“ war hilfreich beim Erreichen der Zielgruppe. Wir konnten mit ca. 72 Jugendlichen an dem Projekt arbeiten und hatten gleichzeitig auch die Möglichkeit die Ergebnisse im Rahmen der Zukunftswoche zu präsentieren. Die Zusammenarbeit mit „Echt Fürth“ und den Fürther Schulen lief sehr positiv ab.


Scheibprojekt mit Geflüchteten – „Angekommen in Fürth“

Im Rahmen eine offenen Schreibwerkstatt haben in Fürth lebende Geflüchtete unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Religion zu ihren Erfahrungen, Erlebnissen und Entdeckungen, die sie beim Ankommen in Fürth gemacht haben. Die auf deutsch verfassten Schilderungen und Geschichten wurden in dem Buch „Angekommen in Fürth“ zusammen gefasst. Dieses Buch wurde auf einer Präsentationsveranstaltung, die am 23.November in der Innenstadtbücherei stattfand, vorgestellt und den Autoren und Autorinnen, die zum teil aus ihren Geschichten vorlasen, übergeben. Neben den meisten Autoren und Autorinnen waren auch viele Erhenamtliche aus der Flüchtlingsarbeit anwesend.Die veröffentlichten Geschichten leisteten einen großen Beitrag dazu, dass sich die verschiedenen Kulturen besser kennen und wertschätzen lernten. Ebenso konnte die Sprachkompetenz der Geflüchteten gefördert werden. Der Caritasverband Fürth unterstüzte als Kooperationspartner bei der Kontaktaufnahme zu den Geflüchteten und stellte Räume zur Verfügung.

Quelle: Fürther Nachrichten. 29.11.2018


Erarbeitung eines Workshops zum Thema Antisemitismus im JMF in Fürth

Zu Beginn des Förderzeitraums beschäftigte sich der Projektmitarbeiter intensiv mit pädagogischen Handreichungen und Materialien der auf dem Feld der antisemitismuskritschen Bildungsarbeit tätigen Institutionen im Bundesgebiet wie der Amadeu-Antonio Stiftung, der Bildungsstätte Anne Frank, der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Im Rahmen der dreitägigen Tagung „Rechtspopulismus und Judenfeindschaft. Kontinuitäten, Brüche, Herausforderungen“ vom Zentralrat der Juden in Frankfurt am Main nahm der Projektmitarbeiter direkten Kontakt mit Vertretern aller oben genannter Bildungsträger auf und tauschte sich inhaltlich und didaktisch aus.

 

Der Projektmitarbeiter konzipierte parallel dazu Workshops über Antisemitismus für verschiedene Zielgruppen, bestehend aus Aktivierungsübungen, Bildungsbausteinen und Ergebnissicherungsphasen. Zeitgleich wurden Schulleiter verschiedener Schulformen im Stadtgebiet kontaktiert, das Projekt vorgestellt und Termine für die Erprobung mit Testklassen organisiert. Somit konnten die Workshops mit Testklassen der Grund- und Mittelschule Seeackerschule, der Otto-Seeling-Mittelschule, der Hans-Böckler-Realschule, der Berufsoberschule Max-Grundig und dem Heinrich-Schliemann-Gymnasium getestet und die Inhalte zielgruppenspezifisch modifiziert werden. Ebenso trat der Projektmitarbeiter mit allen Vertretern der neugeschaffenen Stellen der „Respect Coaches“ in der Region Fürth-Nürnberg in Austausch. Um die Erfahrungen in der antisemitismuskritischen Jugendarbeit zu reflektieren, fuhr der Projektmitarbeiter nach Berlin zur Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus und traf sich mit der pädagogischen Leitung. Eine zukünftige Kooperation ist von beiden Seiten gewünscht.

Am Ende des Projekts wurden in einer ganztägigen Weiterbildung freiberufliche Museumsführer in Inhalte, Methoden und Didaktik der Workshops eingeführt. Dazu wurde mit dem Pädagogen Thomas Höhne kooperiert.


FREI!day- Alle zusammen total international

An insgesamt fünf FREI!day-Veranstaltungen trafen sich Jugendliche des Kinder und Jugendhauses Catchup und den Wohngruppen für unbegleitete Jugendliche des KJHZ zu gemeinsamen Unternehmungen. Zum Kennenlernen ging es für die Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund zum Bowling. Beim zweiten Treffen wurde ein Internationales Dinner veranstaltet. Gefolgt von einem gemeinsamen Ausflug in die Fränkische Schweiz sowie der höherschwelligen Ferienaktion nach Freiburg inkl. des Besuchs des Europaparks. Den Abschluss machte ein gemeinsames Grillevent mit angeschlossenem Cocktailabend.
Durch die gemeinsamen Freizeitaktivitäten konnten Ressentiments und Vorurteile abgebaut werden. Die Begegnung förderte spürbar die sozialen Kompetenzen aller Beteiligten. Die Jugendlichen wuchsen insb. bei der zweitägigen Ferienaktion als Gruppe zusammen, knüpften Kontakte und erste Freundschaften. Die jungen Geflüchteten wurden in das gesellschaftliche Lebensumfeld integriert. Insgesamt war das Projekt ein großer Erfolg.


Ausstellung Die Opfer des NSU

Am 17.07.2018 fand im Helene-Lange Gymnasium ein Vortrag zur Wanderausstellung ‚Die Opfer des NSU – und die Aufarbeitung der Verbrechen‘ statt. Die Ausstellung selbst lief vom 11.-25.Juli 2018 wurde von Birgit Mir (Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung) konzipiert. Auf 24 Tafeln werden die Biografien der Opfer sowie das Netzwerk des NSU dargestellt. Zum Schluss kommen Angehörige von Ermordeten zu Wort die ihre Meinung zum mittlerweile zu Ende gegangenen NSU Prozess kund tun. Ein Großteil des Vortrags von Birgit Mair wurde unter Mitwirkung von Mehmet O. bestritten, der im Jahr 1999 als damals 18-Jähriger den NSU-Bombenanschlag auf die Pilsbar ‚Sonnenschein‘ in der Nürnberger Scheurlstraße überlebte. Er berichtete wie er von den Behörden zum Teil aus Täter verdächtigt wurde, wie stark das Erlebte ihn auch heute noch beschäftigt, er jetzt aber an die Öffentlichkeit gehen möchte um seine Geschichte zu erzählen. Als 18-Jähriger zerbrach mit dem Anschlag auch ein persönlicher Traum von ihm – eine Bar als Selbstständiger zu führen. Gerade mal zwei Wochen hatte seine Bar geöffnet bis der Anschlag sein Leben änderte. Birgit Mir geht von einem viel größeren Unterstützer-Netzwerk aus als die in München nun verurteilten Personen und stellt viele Fragen. Sie selbst hat den Prozess etwa 30 Mal besucht und konnte sich so einen sehr guten eigenen Eindruck verschaffen. Die Veranstaltung war mit 70-80 Besucher*innen sehr gut besucht.


JUFO – Die Debatte!

Am 27.09.2018 kam es in der Aula des Helene Lange Gymnasiums Fürth zur Veranstaltung „JUFO – Die Debatte!“, der großen Diskussionsrunde für junge Leute zur Landtagswahl 2018 in Bayern. Als Podiumsdiskussionsvertreter nahmen Horst Arnold (SPD), Petra Guttenberger (CSU), Christian Zwanziger (Bnd90/DG), Daniel Bayer (FDP), Niklas Haupt (DIE LINKEI) und Claus-Georg Pleyer (AfD) an der Debatte teil. In der ersten Debattenhalbzeit wurde über das Thema „Innere Sicherheit“ debattiert. In der zweiten Debattenhalbzeit wurde über das Thema „Cannabis Legalisierung“ debattiert. An der Veranstaltung nahmen ca. 150 Schüler und Schülerinnnen teil.


Reise nach Torun (Thorn) und Gdansk (Danzig)

Der Fürther Stadtrat Kamran Salimi hat 2017 aufgedeckt, dass schon kurz nach dem Überfall Deutschlands auf Polen, am 01.September 1939, zahlreiche Fürther Nationalsozialisten als Verwaltungsorgane nach Torun geschickt wurden um dort in leitender Position eine Besatzungsverwaltung zu installieren. Zahlreiche Verbrechen gehen auf das Konto dieser Besatzungsverwaltung. Vor diesem Hintergrund führte das „Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ (BgR) Ende Oktober 2018 eine Fahrt nach Torun und Danzig durch. Mit dieser Reise sollte noch mehr über die Verstrickungen der führenden Fürther Nationalsozialisten aus dieser Zeit erfahren werden, denn allein mit einer schnellen Umbenennung der Schwammbergerstraße in Fürth ist dieses dunkle Kapitel nicht aus der Stadtgeschichte zu löschen. Gleichzeitig sollte den Menschen in Torun gezeigt werden, dass die Verbrechen von damals nicht einfach vergessen sind. Deshalb wurde auch an den offiziellen Gedenkfeierlichkeiten für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in Torun teilgenommen. Des Weiteren wurde noch Danzig und das ehemalige KZ Stutthof besucht. Das Projekt wurde durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“, gefördert. Insgesamt 14 Fürther nahmen an der Reise teil.

Ein chronologischer Reisebericht des „Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus“

28.10. 2018:

Besichtigung des Museum Historyczno – Wojskowe in Torun und Führung durch Piotr Olecki. Herr Olecki hat in der Schule eine Art „Privatmuseum“ zusammengetragen und führte uns gut 1,5 Stunden durch die Räume. Er erzählte uns sehr viel über die Zeit der Okkupation und die Verantwortlichen, die ja insbesondere aus Fürth kamen, um sofort nach dem Überfall auf Polen die Stadtverwaltung zu übernehmen. Er zeigte uns eine Reihe von Dokumenten, die von den Fürther Nationalsozialisten (Jakob, Forster und Adolf Schwammberger) unterzeichnet waren. Er erklärte uns, wie die ersten Menschen inhaftiert und in ein Fort eingesperrt wurden. Uns wurde klar gemacht, wie akribisch und unmenschlich die Faschisten hierbei vorgingen: Besonders perfide war das Verhalten von Jakob, der sich schon in Fürth einen Namen als besonders skrupellos und pervers gemacht hatte. Er setzte dieses in Thorn gnadenlos fort. In einer ca. 2 stündigen Stadtbesichtigung-/Führung durch Frau Litkowska durch Thorn, lernten wir die Schönheiten der Stadt an der Weichsel kennen.

 

29.10. 2018:

Um 11 Uhr trafen wir uns wieder mit Piotr, der uns das berüchtigte Fort VII zeigte. Es handelt sich dabei um ein von den Preußen im 19. Jahrhundert gebautes Fort, welches zur Verteidigung gegen Russland errichtet wurde. Für die Nazis 1939 ein willkommener Ort, alle die verdächtig gehalten wurden, dort einzusperren und diese Menschen dann sukzessive zu ermorden. Die Führung durch das Fort war geradezu unheimlich, da jedem klar wurde, was die geschundenen Menschen hier durchlitten haben mögen.

Um 13 Uhr fuhren wir dann weiter nach „Barbarka“, einem Waldgebiet am Stadtrand von Thorn. Hier nahmen wir teil an den Gedenkfeierlichkeiten der Stadt Thorn für die Opfer der faschistischen Gewaltherrschaft. Es war eine beeindruckende Feier, mit Gottesdienst, Ehrenformationen der Armee und Kranzniederlegung am Mahnmal, welches einen Menschen darstellt, der sich gerade hinkniet und erschossen wird. Wir legten den Kranz der Stadt Fürth nieder, auf dem stand: „Stadt Fürth – der Oberbürgermeister“. Unsere Delegation wurde überaus herzlich begrüßt und erwähnt. Der Bürgermeister der Stadt Thorn nahm sich anschließend ca. 30 Minuten Zeit um mit uns zu reden. Er bedankte sich bei uns für unser Kommen. Wir sagten, dass wir uns bedanken, dass wir an diesen Feierlichkeiten teilnehmen durften. Es war schließlich das erste Mal, dass jemand offiziell aus Fürth den Weg nach Thorn fand. Kein Ruhmesblatt für Fürth und seine Repräsentanten nach fast 80 Jahren. Das hat uns auch gezeigt, dass es in Fürth noch viel zu tun gibt in Puncto Vergangenheitsbewältigung und Erforschung der Zeit des Faschismus.

 

30.10.2018:

Um 10 Uhr begann die Führung durch das KZ Stutthof, welches sich ca.40 km von Danzig entfernt befindet. Jan, unser Führer, zeigte uns ca. 3 Stunden das KZ und die verschiedenen Baracken. Stutthof war ein grausamer Ort für alle, die von den Nazis hier hin deportiert wurden. Nur wenige Menschen überlebten diese Hölle. Insgesamt geht man davon aus, dass mindestens 65.000 Menschen hier ermordet wurden. Es gibt keine Worte, die geeignet wären, die Bestialität der faschistischen Henker und ihrer Gefolgsleute zu beschreiben. Auch dieser Ort wurde von den Nazis, u.a. Forster, generalstabsmäßig vorbereitet, so dass auch hier sofort, d.h. noch im September 1939 nach dem Überfall auf Polen, Stutthof zunächst als Zivilgefangenenlager und ab 1941 als KZ dienen konnte. Jan, der sehr eindringlich und mit vielen Details uns das Verbrechen nahebrachte, ermahnte uns zum Ende, diesen Ort nicht zu vergessen und anderen davon zu erzählen. Er sagte. „Lasst uns alles tun, dass sowas nicht noch einmal passiert“! Jeder von uns, wird diesen Ort niemals mehr vergessen!

Um 15 Uhr begannen wir die Stadtführung in Danzig mit Frau Anna Murawska, die ca. 2 Stunden in Anspruch nahm. Die hervorragend restaurierte Stadt Danzig (die Innenstadt wurde im Krieg komplett zerstört) ist ein Juwel an der Ostsee, das konnte jeder mit eigenen Augen sehen.

 

30.10. 2018:

Unsere Stadtführerin Anna ging mit uns zuerst an das Postgebäude, welches für Danzig eine historische Bedeutung hat. Denn als die Nazis Danzig besetzten, stießen sie dort auf massivem Widerstand seitens der Postbeschäftigten, die sich bewaffnet hatten, um den Deutschen entgegenzutreten. Sie schafften es, das Gebäude lange zu verteidigen, mussten dann aber der Übermacht der Faschisten Tribut zollen. Vor dem Postgebäude befindet sich ein großes Denkmal, welches an diese Helden erinnert.

Anschließend besichtigten wir das neue Museum des II. Weltkriegs (seit ca. 1,5 Jahren eröffnet, u.a. mit dem berühmten Architekten Daniel Libeskind in der Jury). Das Museum ist schon mal baulich sehr interessant. Die Ausstellung ist klar gegliedert und lässt den Besucher teilhaben an den wichtigsten Stationen/Abschnitten/Grausamkeiten des verheerenden Krieges. Es werden eine Reihe von Dokumenten und Kriegsgegenständen gezeigt. Man kann in mancherlei Hinsicht den Eindruck gewinnen, dass es an manchen Aussagen/Darstellungen in dem Museum an Objektivität/Realität fehlt. Bestimmte Aussagen werden sehr pointiert getan, um ein bestimmtes (national geprägtes) Bild darzustellen. Das hat uns Anna bestätigt und an einigen Stationen gezeigt, wie hier vor allem die PIS Partei versucht wird, ein bestimmtes Geschichtsbild zu formen (z.B. der Schlussfilm!). Dennoch ist das Museum sehr sehenswert, sollte aber kritisch begangen werden. Um 12 Uhr war unsere Reise beendet und es wurde sich auf die Heimfahrt nach Fürth begeben.