Projekte 2019

House Dance Meeting  im „Jugendhaus Hardhöhe“

Am Samstag, den 23.Februar lud das „Jugendhaus Hardhöhe“ zu einer ganztägigen Veranstaltung zum Thema „House Dance“. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“, aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit.

Insgesamt nahmen allein aus Fürth mehr als 100 Jugendliche an diesem Event teil. Darunter nicht nur bisher eingeschworene House Dancing Freaks, sondern auch etliche Besucher des Jugendhauses, die dadurch erstmals in Kontakt mit einer für sie bis dato neuen Jugendkultur kamen. Und so soll es auch sein in einem Jugendhaus – neue Kontakte, neue Sprachen, neue Kulturen – ganz nach dem Geschmack von Sebastian Fischer (Leitung Jugendhaus Hardhöhe) und seinem Team. Gestartet wurde Mittag mit einem Workshop, wo den Teilnehmern professionelle Tänzerinnen beiseite standen. Am Nachmittag wurde in verschiedenen „Exchanges“ der Austausch weitergeführt und den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ihren individuellen Stil weiterzuentwickeln. Auch hierbei standen den Tänzerinnen Trainer zur Verfügung, zu denen sie ansonsten keinen Zugang haben. Allein an diesen Nachmittags- Sessions nahmen rd. 70 Jugendliche teil.

 

Der ganze Tag entwickelte sich somit zu einer großartigen interkulturellen Begegnung und einem Austausch von Jugendlichen mit verschiedenstem Migrationshintergrund. Professionell begleitet wurde der Tag durch die „Lawrays Dance“, einer Tanzschule aus Fürth. Darüber konnten auch viele Kontakte geknüpft werden und nationale und internationale Gäste und Trainer für diesen Tag nach Fürth gelockt werden. „House Dance“, das ist wahrlich kein Mainstream, schon gar nicht in Fürth. Aber es gibt sie eben auch in Fürth, diese begeisterte Tanzstil- Szene.Eine kleine urbane Tanzszene, der mit einer solchen Veranstaltung die Möglichkeit eröffnet wurde, sich zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Das hat der Samstag gezeigt. Vielleicht ist ja mit diesem Tag ein Schritt getan, mehr Jugendliche zu animieren sich nachhaltig diesem Stil zu widmen.

 

Denn, dass damit nicht nur ein tolles Gemeinschaftsgefühl erwächst, sondern auch Fitness und künstlerischer Ausdruck gefragt sind, davon konnte man sich bei der Abschlusspräsentation im „Light in the circle“ schnell überzeugen. Hierbei präsentierten die Teilnehmerinnen im Kreis aller anwesenden Tänzerinnen ihr u.a. an diesem Tag erlerntes Können. Eine super Stimmung begleitete die Einzelvorstellungen der Tänzerinnen. Abgefeiert wurde dann bei Super Musik bis 23 Uhr.

Ein toller Erfolg, für alle Beteiligten!


Pulse of Europe – Frieden, Demokratie, Menschenrechte

Das Projekt ging am 18. Mai 2019 zwischen 13 und 16 Uhr über die Bühne. Es wurde umgesetzt durch einen Infostand von Pulse of Europe in der Zeit von 13 bis 16 Uhr und durch ein Bühnenprogramm in der Zeit von 14 bis 15 Uhr. Parallel dazu wurde am gleichen Standort ein Europa-Quiz unter Leitung von Lukas Ott an 5 Tablets durchgeführt. Für richtige Lösungen gab es Preise, für die reine Teilnahme Trostpreise. Am Infostand wurden Besucher über Europa und die anstehende Europawahl informiert und aufgefordert von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Das Bühnenprogramm wurde zusammengestellt und moderiert von Barbara Münzel von Pulse of Europe. In seinem Grußwort rief der Oberbürgermeister von Fürth, Dr. Thomas Jung dazu auf, bei der Europawahl in acht Tagen nur proeuropäisch zu wählen.

 

Erik Vollmann, M.A., Dozent und Politikwissenschaftler am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sprach über die Bedeutung des historischen Friedensprojekts Europa für Frieden, Demokratie und Menschenrechte und rief dazu auf, diese Werte an der Wahlurne zu beherzigen. Jutta Küppers, Leiterin der Jugendarbeit der Stadt Fürth gab die Ergebnisse der am Vortag erfolgten U-18-Europawahl in Fürth bekannt. Frauen der Frauenwerkstatt M17 reklamierten, dass Menschenrechte auch Frauenrechte sind. Am offenen Mikrofon begründeten Besucher, warum sie diesmal zur Europawahl gehen und gegen Ende der Veranstaltung sang die Fürther Sängerin Felicia Peters gemeinsam mit den Besuchern die Europahymne. Felicia Peters und ihr Chor sorgten auch für musikalische Hochstimmung vor, zwischen und nach den einzelnen Bühnen-Beiträgen.

 

Unser Ziel wurde erreicht und unsere angestrebte Zielgruppe angesprochen: Schätzungsweise 500 Teilnehmer von Jung bis Alt besuchten in der Zeit von 13-16 Uhr unsere Veranstaltung „Europe – Frieden, Demokratie, Menschenrechte“, verfolgten das Bühnenprogramm, informierten sich am Pulse-of Europe-Infostand und versuchten sich am Europa-Quiz. Auch das gastierende Pop-up-Café der Frauenwerkstatt M17 trug mit Sitzgelegenheiten sowie Gratis-Kaffee und -Kuchen zum Festcharakter der Veranstaltung bei. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde über soziale Medien, sowie durch Pressemeldungen an alle relevanten Medien in und um Fürth geleistet.


National denken – die Welt im Umbruch

Ein Projekttag der Max-Grundig-Schule

Der Projekttag kam mit seinen neuen Formen der Problem- und Wissensvermittlung bei den Schülerinnen und Schülern sehr gut an. Auch dass sie aus dem Praktikum und aus dem Klassenverband herausgelöst wurden war hilfreich. Besonders interessiert wurden Flüchtlingsberichte sowie die Workshops aufgenommen. Aber auch die Vorträge waren gut besucht und stießen auf großes Interesse, was die viele Rückfragen der Schüler in den Veranstaltungen belegen. Sehr wirkungsvoll war der persönliche Kontakt mit Betroffenen. Schüler erfuhren auf diese Weise nicht nur auf der intellektuellen Ebene etwas vom Alltagsleben und der Kultur der betreffenden Länder und Landschaften, sondern konnten Empathie mit dem Schicksal der Betroffenen entwickeln. Dieser Effekt wurde u.a. durch das Schülercafé mit Schülern der Berufsintegrationsklasse an der MGS und den Workshop „Irgendwie anders“ unterstützt. In dem Workshop zu der Frage, wie die Zukunft Europas unter den Bedingungen des Populismus aussehen könnte, der ebenfalls stark nachgefragt war, zeigte sich großes intellektuelles Engagement der Teilnehmer. Ähnlich der eher künstlerische Workshop des Theaters Fürth. Die Kooperation mit ihm, der HSS, DokuPäd u. der Europäischen Akademie ging problemlos vonstatten.


Die KinderKulturKarawane im Jugendhaus Catchup

Die Zirkustheatergruppe „El Nido de las Artes“ aus Nicaragua war fünf Tage lang zu Gast im Kinder- und Jugendhaus Catch Up. Dort waren die Kinder und Jugendlichen untergebracht und wurden mit der Unterstützung der Stammgäste des Kinder- und Jugendhauses versorgt. Die Kinder und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft kamen trotz der Sprachbarriere schnell in Kontakt miteinander. Gemeinsam wurde gekocht, Sport gemacht und gespielt.Auch außerhalb der Öffnungszeiten wurden für die Gruppe verschiedene Freizeitaktivitäten organisiert. Mitte der Woche fand die Theateraufführung der nicaraguanischen Gruppe vor 7 Schulklassen (Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium) statt. Im Anschluss an das Stück konnte das interessierte Publikum seine Fragen stellen und kam so in Austausch mit den jungen KünstlerInnen. Am nächsten Tag leitete die Gruppe einen Akrobatik-Workshop, bei dem die BesucherInnen des Jugendhauses ohne Voranmeldung teilnehmen konnten. Durch die verbindende gemeinsame Aktivität waren interkulturelle Begegnungen vorprogrammiert. Die Woche bot einmalige Gelegenheiten des kulturellen Austauschs auf beiden Seiten.


Fachtagung – Unsere Stadt im Wandel

Vielfalt als Chance und Herausforderung

Die Migrationsbewegung, die aufgrund der Erweiterung der EU und der weltweiten Krisen zugenommen hat, hat auch Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft in Fürth. Ziel der Fachtagung war es, diese Situation nicht nur defizitär und problembezogen zu betrachten, sondern vielmehr die Chancen aufzuzeigen und positiv wirkende Handlungsoptionen zu erarbeiten. Herr Dr. Schröer behandelte in seinem Fachvortrag die Punkte 1. Postmigrantische Gesellschaft,-was ist das? 2. Integration – noch angemessen? 3. Inklusion – eine mögliche Alternative? und 4. Teilhabe und Teilnahme und Teilgabe. Die TN hatten im Anschluss die Möglichkeit, sich in den Workshops zu den drei Themen Ambiguitätstoleranz, Diversity Management und Antidiskriminierungsarbeit zu informieren und ihre neu gewonnenen Erkenntnisse aus den Workshops und dem Fachvortrag wie z.B. zu der neuen Leitorientierung, zu dem neuen Narrativ oder der Ermöglichung der Teilgabe auszutauschen und ihre persönliche Haltung zu reflektieren. Die aufgezeigten Handlungsoptionen führen zu einem konstruktiven Praxistransfer und fördern damit die Auseinandersetzung mit der gesellschaftl. Vielfalt als Chance, so dass die Geschichte der Veränderungen als positive und innovative Leistung gesehen wird.


Julius Hirsch Gedenk Turnier und Ausstellung

„Fußball im Nationalsozialismus“

Am Donnerstag 21.03.2019 wurde eine Ausstellung zum Thema „Fußabll im Nationalsozialismus“ im Rahmen des zweiten “ Julius-Hirsch-Turniers“ in den Räumen vom Fürther Fanprojekt eröffnet. Im lokalen Bezug wurden in der Ausstellung die Verstrickungen der SpVgg Fürth im Nationalsozialismus behandelt. Am 08.06.2019 wurde mit einem Vortragsabend, der von Herrn Schulze-Marmeling gehalten wurde, Fragen wie „wer waren die Täter?“ und „was widerfuhr den Opfern?“ und „wieso gab es nie eine komplette Aufarbeiten seitens des DFB und der Vereine?“ behandelt und das Projekt abgeschlossen. Eines der Ziele des Projekts lag dabei, dass die jungen Fans die Ausstellung selber organisieren, ein anderes darauf hinzuweisen, dass Fußball heutzutage auch eine integrative Kraft sein kann in der es möglich ist demokratiefeindlichen Gesinnungen entgegenzutreten, egal ob auf dem Spielfeld, als Funktionär*in oder als Fans in den Tribünen.

Am Sonntag, den 24. März lud die SpVgg Fanszene zu einem Turnier ein, in Erinnerung an Julius Hirsch, einem Meisterspieler der Spielvereinigung Fürth, der mit hunderten anderen Juden im Frühjahr 1943 von den Nazis nach Auschwitz deportiert wurde und dort vermutlich sofort in den Gaskammern ermordet wurde. Zu dem Fußballturnier in der Julius Hirsch Sporthalle kamen 14 Freizeit Jugend Mannschaften (letztes Jahr waren es 10) aus dem näheren und erweiterten Fankreis der SpVgg. Obwohl mit großem Ehrgeiz und Einsatz gekickt wurde, verlief das Turnier in äußerst angenehmer und friedlicher Atmosphäre. Schiedsrichter waren nicht notwendig – das sagt schon fast alles. Als Sieger ging letztlich eine Jugendfreizeitmannschaft aus Bubenreuth vom Platz und holte sich verdient den diesjährigen Julius Hirsch Pokal.

Was aber nicht groß genug herausgestellt werden kann, ist nicht allein die Tatsache, so ein Turnier nicht nur zu organisieren und durchzuführen, sondern vielmehr die inhaltliche Begleitung der Thematik Fußball während der Zeit des Faschismus in Deutschland. So erstellten die jungen Fans, unterstützt von dem Fanprojekt Fürth, eine Ausstellung über das Leben von Julius Hirsch und über die Geschichte des Fußballs während der Zeit des Nationalsozialismus. Dazu wurde eine Begleit- Broschüre in mühsamer Recherche erarbeitet, die umfassend Auskunft gibt zu diesem Thema. Und das alles in Eigenregie der jungen SpVgg Fans! Wegen Krankheit eines Referenten konnte leider eine geplante Veranstaltung nicht durchgeführt werden, soll aber in Bälde nachgeholt werden. Ca. 150 – 200 Jugendliche konnten sich am Sonntag im Laufe des Turniers die Ausstellung anschauen und über die Thematik informieren. Ein tolles Projekt, welches letztes Jahr begonnen wurde und jetzt jedes Jahr unter einem anderen Schwerpunkt fortgesetzt werden soll. Man kann den Initiatoren und den vielen Freiwilligen aus der Fanszene nur gratulieren, was sie da auf die Beine gestellt haben. Sie verdienen nicht nur die Beachtung ihrer bisherigen Arbeit, sondern die Unterstützung für die Fortführung ihres Projektes!

 


Streetsoccer-Cup

„Doppelpass zwischen Vielfalt und Gemeinschaft“

Bereits in der Planungsphasen konnten wir über die Mitglieder des Integrationsbeirates viele Kontakte zu Jugend- und interkulturellen Gruppen knüpfen. So enstanden gesellige Besuche beim multikulturellen Frauentreff und der Einrichtung Via Carolina. Zudem konnten wir an den Kontakten zu Jugendlichen aus dem Fußballtreff anknüpfen, welche unser Vorbereitungsteam wieder mit ihrer Mitarbeit verstärkten. Es nahmen insg. 12 jugendliche Mannschaften, d.h. 72 TeilnehmerInnen am Streetsoccer-Cup teil. Viele von ihnen nahmen bereits in den letzten Jahren teil.

Das Event startete um 10 Uhr mit einer Eröffnungszeremonie, in welcher die Bedeutung der Gemeinschaft trotz Verschiedenheit verdeutlicht und der Wert der Selbstverpflichtungserklärung unterstrichen wurde. Um 13 Uhr fand der sog. „Promi-Cup“ statt und im Anschluss folgte das Schmücken des „Baums der Integration“. Weitere engagierte Personen aus dem Freiwilligen Zentrum bereicherten das Parallelprogramm mit Infos zum „Ankommen in Fürth“. Beim deutsch-afrikanischen Buffet waren viele Momente der Begegnung und des Austauschs möglich. Gegen 17 Uhr endete der Streetsoccer-Cup mit der Siegerehrung, die größte Auszeichnung erhielt das „fairste Team“.


Fronten aufbrechen!

Rahmenprogramm zur Inszenierung Fronten des Jugendclubs am Stadttheater Fürth

Im Juli 2019 fand die Uraufführung von Leonhard Seidels Romans „Fronten“ am Stadttheater Fürth statt. In dem Theaterstück wurden die Wirkungsweisen gesellschaftlicher Schieflagen wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus thematisiert. Neben den Aufführungen organisierte der Jugendclub des Stadttheaters ein Rahmenprogramm, das Aspekte politischer und kultureller Bildung kombinierte. In dem Spannungsverhältnis von Roman, Dramatisierung und jugendlicher Lebenswelt konnten diese demokratiegefährdenden Themen diskutiert werden.

 

Ein weiteres Highlight waren die von Mai bis Juli an Einrichtungen der Jugendarbeit und an Schulen durchgeführten Workshops „Fronten aufbrechen!“, in denen Jugendliche und Multiplikator*innen zur Auseinandersetzung mit dem Thema eingeladen wurden. Hierbei wurde die Kunst zum Gesprächsanlass, um sich auszutauschen, wie wir in einer Gesellschaft miteinander leben wollen. Ziel des Projekts ist es Jugendliche für demokratiegefährdende Phänomene wie
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, stereotype Menschenbilder und Rechtsextremismus zu sensibilieren und sie und Multiplikator*innen hinsichtlich Toleranz und Diversity mit Elementen politischer und kultureller Bildung zu stärken.


Dia de Muertos

In Vorbereitung auf den „Dia de Muertos“, ein traditionelles mexikanisches Fest mit einer starken sozialen Komponente, wurden im Oktober an wöchentlichen Terminen (Dauer jeweils ca. 3 Stunden) Zuckerschädel gebastelt, Videoclips zum Thema gezeigt und gemeinsam landestypische Speisen zubreitet. Am 30.10. wurde auf einer großen Abschlussveranstaltung im Jugendtreff wurde der Film „Coco – Lebendiger als das Leben“ gezeigt und man schminkte sich gegenseitig im Dia-de-Muertos-Stil. Durch die wöchentlichen Vorbereitungsarbeiten kamen die Kinder und Jugendlichen direkt in Kontakt mit einer ihnen völlig unbekannten Kultur konnten diese Wertschätzen lernen und diskutierten über Fragen zu Leben und Tod. Das Ziel, die Verstärkung der kulturellen Sensibilität und Kompetenz der jungen Besucher, konnte erreicht werden.


Anders herum tafeln – mittendrin

Am Sonntag den 18.08.2019 wurde in der Fürther Fußgängerzone zum vierten Mal die Aktion „Andersherum Tafeln“ durchgeführt. Die Veranstalter stellten eine lange Tafel (Tisch), Stühle und Besteck zur Verfügung. Trotz des etwas sperrigen Titels war die Aktion so simpel wie überzeugend: Jeder der mochte, brachte Essen und Getränke mit und nahm an der Tafel Platz und konnte noch einen weiteren Gast einladen. Gemeinsames Miteinander und gegenseitige Akzeptanz standen im Vordergrund der Veranstaltung. Die Ziele waren es, Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Standes im öffentlichen Raum ins Gespräch zu bringen um so die Partizipation, Demokratie und die Kommunikation zu fördern.


1.September 1939

Lehren und Konsequenzen am Beispiel Torun

Zur politischen und geschichtlichen Einordnung:
Im Morgengrauen des 1.September 1939 überfielen die Truppen der deutschen Wehrmacht Polen. An dem Angriff waren 1,8 Millionen deutsche Soldaten beteiligt. Der Überfall wurde mit noch nie gekannter Heftigkeit und Brutalität durchgeführt. Innerhalb von drei Wochen war der Widerstand der polnischen Armee gebrochen. 66.000 polnische Soldaten wurden getötet, mehr als doppelt so viele verwundet. Eine halbe Million geriet in deutsche Gefangenschaft, die wenigsten davon kehrten jemals daraus zurück. Die Nazis feierten den schnellen Sieg. Der Begriff „Blitzkrieg“ fand Eingang in das Propagandavokabular der Faschisten. Die faschistische Besatzungspolitik in Polen hatte von Anfang an klare Ziele: Als erstes, die physische Vernichtung der geistig-politischen Führerschaft. Allein schon im September 1939 wurden 10.000 Polen umgebracht. Für die große Masse der Bevölkerung war der Status von Arbeitssklaven vorgesehen. Große Teile Polens sollten einem „Großgermanischem Reich“ eingegliedert werden, was die vollständige Vertreibung der Bevölkerung bedeutet hätte. Für den Rest war der Status einer Kolonie in einem „Generalgouvernement“ angedacht. So der Plan der Nazis, die den Überfall auf Polen sorgfältig vorbereitet hatten.

Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus (BgR) hat diesen furchtbaren Jahrestag zum Anlass genommen, im Rahmen einer Veranstaltung zum Antikriegstag 2019 am 1.September aufzuzeigen, wie die damalige Naziclique in Fürth mithalf, im polnischen Torun, eine Nazistadtverwaltung aufzubauen.

Zur Vorbereitung dieses Tages führte das BgR eine Reihe vorbereitender Info-Veranstaltungen durch:
Am 25.06.2019 fand eine zweistündige Info Veranstaltung statt, in der Aula des Helene Lange Gymnasiums in Fürth. Ca. 120 Schüler aus den 11.Klassen lauschten gespannt den Ausführungen von Kamran Salimi und Hans Brenner über die Verstrickungen der Fürther Nazis während der Besatzungspolitik des deutschen Reiches in Polen. Es war eine „Geschichtsstunde zum Anfassen“, wie etliche Schüler und Lehrer in der anschließenden Diskussion, meinten.

Am 01.07.2019 zeigte Hans Brenner im ver.di Ortsverein Fürth in einem Reisebericht sehr anschaulich, in welche Verbrechen und Vergehen die Fürther Nazis bei ihrem „Wirken“ in Torun ab September 1939 verwickelt waren. Eine lebhafte Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen schloss sich dem Vortrag an.

Beide Veranstaltungen dienten u.a. auch der Vorbereitung des 1.Septembers.

Das BgR konnte im Vorfeld als Kooperationspartner folgende Organisationen gewinnen: Den Deutschen Gewerkschaftsbund, die Einzelgewerkschaften ver.di und GEW, das Fürther Friedensforum und das Jüdische Museum Franken.

Und siehe da: Die Arbeit hat sich gelohnt. Trotz Ferienzeit kamen ca. 80 Menschen am 1.September in den Vortragssaal des Jüdischen Museums und hörten einen spannenden und aufschlussreichen Vortrag von Kamran Salimi unter dem Titel. „Was hat Fürth mit dem Überfall auf Polen zu tun?“. Herr Salimi stellte eine Fülle neu recherchierter Fakten dar, das nicht nur solch inzwischen bekannte Nazi-Verbrecher wie der ehemalige Fürther Oberbürgermeister Franz Jacob, der ehemalige Stadtarchivar Adolf Schwammberger und der berüchtigte Gauleiter von Danzig, Albert Forster, in Polen „gewütet“ haben. Er konnte detailliert über eine Reihe weiterer Fürther Nazis berichten, über die bisher noch nichts oder nur sehr wenig über deren verheerende Vergangenheit bekannt geworden ist. Zum Beispiel über den Fürther SS Führer und Stadtrat Andreas Landmann oder dem Gründer der Hitlerjugend in Fürth Max Linsmayer. Sie alle waren zutiefst an der Mordmaschinerie der Nazis beteiligt.

Am frühen Nachmittag fand dann eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer der Nazidiktatur am Platz der Opfer des Faschismus statt. Auch hier fanden sich ca. 80 Menschen ein, um an dem achtzigsten Jahrestag des Überfalls auf Polen und der Entfesselung des 2.Weltkrieges, zu erinnern.

Ein Redner des Friedenforums Fürth machte aufmerksam auf die aktuellen Verwerfungen in der Gesellschaft und wandte sich gegen die Aufrüstung. In dem Redebeitrag der Gewerkschaftsvertreterin, wurde der Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Antikriegstag konkretisiert und klargemacht, was es heute heißt: „Nie wieder Krieg!“ und „Nie wieder Faschismus“! Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einigen kulturellen Beiträgen eines Fürther Künstlers zum Thema Krieg und Faschismus und einer Kranzniederlegung in Erinnerung an die Opfer der faschistischen Gewaltherrschaft.